«MS Aslaug»: Bente Arnild und Kurt Jensen

Mit Ausdauer zum Ziel

Kurt und Bente

Kurt und Bente

«Wir sind auch nach 22 Jahren in der ‹Sweitz› Dänen geblieben» sagen Kurt Jensen (67) und Bente Arnild (64) mit unüberhörbarem Akzent lachend. Wir sitzen im geräumigen Steuerhaus der «Aslaug» beim Apéritiv, einem wunderschönen Weisswein aus dem Rotweingebiet Cahors. Weisswein aus dem Rotweingebiet – für Franzosen undenkbar. Auf der Flasche aber steht der Name des Produzenten «Vin du Prince de Danemark» und da wären wir wieder beim Heimatland von Kurt und Bente.

Kurt, studierter Elektroingenieur und Spezialist für Mikroelektronik, arbeitete viele Jahre als Projektleiter bei ABB, dann bis zu seiner Pensionierung bei Mettler Toledo. Bente war u.a. Fremdsprachensekretärin. Sieht man davon ab, dass Bentes Vater Kapitän zur See und später Lotse war – «Ich bin mit dem Dieselgeruch aufgewachsen» – so fehlt den Beiden genau betrachtet der nautische Hintergrund. Den ersten Kontakt mit der Binnenschifffahrt machten sie 2004, als sie mit einem Mietboot von Strassburg nach Saverne tuckerten. Sie wollten schon immer am Wasser leben und hätten gerne ein Schleusenhäuschen gekauft, was nicht möglich war, oder eine Wohnarche, wie man sie in den Niederlanden findet, aber das war es irgendwie auch nicht. Blieb noch ein Schiff. In Frankreich, wo sie sich auf die Suche gemacht hatten, fanden sie nichts Passendes.

Im Internet stiessen sie auf eine niederländische Firma, welche Schiffe in allen Baustadien anbietet, vom Baupaket bis zum fertig ausgebauten Schiff. Das Design und die Linien der Schiffe gefielen ihnen und so fuhren sie auf die Werft im Süden der Niederlande. Eigentlich hätte es ein Boot unter 20 Meter Länge werden sollen, schliesslich wurde daraus ein Schiff von 24 m Länge und 4.80 m Breite, mit Autokran, hydraulisch senkbarem Steuerhaus, Garage für einen Kleinwagen und zwei voll ausgebauten Gästekabinen mit je eigener Dusche und WC.

Gästekabine

Gästekabine

Die «Aslaug» kauften sie im Jahre 2005 als Sail-Away – also Rohbau, nur mit Maschine und Steuereinrichtung – und übernahmen sie im März 2006, um sie selbst auszubauen. Als sie noch beide berufstätig waren, machten sie jedes Wochenende die zweistündige Fahrt nach Dannemarie und zurück, wohin sie die Aslaug überführt hatten. Was sie im Innenausbau nicht selbst machen konnten, liessen sie bei DKS im südholländischen Hardinxveld-Giessendam schreinern, in beeindruckender Qualität und handwerklicher Perfektion.

Nach sieben Jahren Ausbau, grösstenteils in Eigenleistung, wird das Schiff nächsten Frühling fertig sein. Woher nimmt man den Durchhaltewillen, während so vielen Jahren neben der Berufstätigkeit Wochenende für Wochenende sein Schiff auszubauen? «Wir können unsere Kreativität ausleben und wir werden genau das Schiff haben, das wir wollen!» kommt die spontane Antwort. Tatsächlich ist der Innenausbau in Kirsche, Teak und Pierre Bleue du Hainaut eine Augenweide. Aber auch im technischen Bereich «stimmt» das Schiff, es verfügt über alle notwendigen Zertifikate inklusive Rheinzertifikat.

Seit der Pensionierung von Bente und Kurt im März 2012 geht der Ausbau in Riesenschritten vorwärts und wird, wenn alles planmässig verläuft, im Frühjahr 2013 beendet sein. Sie haben ihren Haushalt in der Schweiz weitgehend aufgelöst und verfügen lediglich noch über ein kleines Studio im Kanton Schwyz als pied-à-terre. Wenn sie nicht dort und nicht auf dem Schiff sind, so besuchen sie ihre Tochter und den Enkel in Dänemark.

Gästebadezimmer

Gästebadezimmer

Und was sind ihre Fahrpläne? Sie wollen Belgien, die Niederlande, Deutschland und Frankreich befahren, möglicherweise die Küste bis Dänemark und dabei zahlenden Gästen (komfortable) 4-Tage-Trips mit Bed and Breakfast anbieten. Weil sie keinen Ärger mit Steuerbehörden und Versicherungen wollen, haben sie zu diesem Zweck ganz offiziell die in Frankreich registrierte Firma «Arnild Barging Sàrl» gegründet.

Wenn Kurt und Bente auf Schiffskauf und Bauarbeiten zurückblicken: Was würden sie heute anders machen? Die Antwort kommt ohne Zögern: «Wir würden eine Rechtsschutzversicherung abschliessen und uns von Anfang an von einem schiffskundigen Rechtsanwalt beraten lassen!» Offensichtlich gab es einigen Ärger unterwegs. Aber das ist ein abgeschlossenes Kapitel. Kurt und Bente bauen für die Zukunft, nicht für die Vergangenheit.

Bleibt noch die Antwort auf die Frage, die Sie sich wohl schon am Anfang gestellt haben: Was bedeutet «Aslaug»? In der skandinavischen Sagenwelt ist Aslaug eine Königin, Gattin von Ragnar, welche in mehreren nordischen Mythen besungen wird. Sie war schön, tüchtig und zuverlässig. Wenn das kein passender Name für ein stolzes Schiff ist!

Wenn Sie an einem Trip mit der «Aslaug» interessiert sind, so schauen Sie doch mal rein auf www.arnild-barging.com!

2 Gedanken zu „«MS Aslaug»: Bente Arnild und Kurt Jensen

  1. Hallo liebe Crew der Kinette,

    ich hoffe es geht Euch beiden gut. Der Winter hat uns immer noch fest im Griff und ich hoffe, dass bei Euch die Heizung störungsfrei funktioniert.

    War dieser Tage bei Euch mal auf der Internetseite. „Der verwirklichte Traum“ ist wieder ein schöner und informativer Bericht, der einem nicht so schnell los lässt. Die Eigner haben es technisch ja an nichts fehlen lassen!. Werde auf der direkten Internetseite mir die Details vom Ausbau ansehen. Die Bauzeit ist vielleicht ein wenig lang geworden, aber dafür gibt es wahrscheinlich gute Gründe.

    Wünsche Euch noch eine gute Zeit

    Madlene & Fredo

  2. Hello Charlotte und Christian,

    Bravo zu Eurer Rubrik in der Homepage „Der verwirklichte Traum“! Ein schöner Anstoss für jene, die noch zweifeln. Vielen Dank, unserem Schifferleben auf der Wietske einen Bericht gewidmet zu haben.
    Eure Homepage ist in allen Bereichen hervorragend.

    Wir wünschen Euch eine schöne und interessante Fahrt in der kommenden Saison, welche Euch ja nach Deutschland führen soll.

    Liebe Grüsse

    Madeleine und Joseph
    Wietske Crew

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