Bericht 37, April 2008

Roanne

Vor den Preis haben die Götter bekanntlich den Schweiss gesetzt und das heisst, bezogen auf unser Schiff, dass nach all den Innenarbeiten ein neuer Anstrich aussen fällig ist.

Das Vorderdeck wird geschmirgelt

Das Vorderdeck wird geschmirgelt

Jedes Stahlschiff, auf dem gelebt, gewohnt und gearbeitet wird, bekommt Gebrauchsspuren und da seit dem letzten Anstrich zwei Jahre vergangen sind, ist es höchste Zeit für eine gründliche kosmetische Behandlung. Vorher aber reisen wir auf Einladung der Swiss Life in St. Gallen für ein paar Tage in die Schweiz.

> Einladung

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Unsere holländischen Freunde Ton und Dicky freuen sich offensichtlich über unsere schweizerischen Mitbringsel. Irgendwie fühlten wir uns verpflichtet, zu beweisen, dass auch die Schweizer Wein machen können!

Mitbringsel aus der Schweiz

Mitbringsel aus der Schweiz

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Mittlerweile ist der Frühling kaum mehr zu übersehen. Deutliches Zeichen sind die Mietboote. Eines der ersten, welches kanalaufwärts kommt, ist eine Escarg’eau aus Chagny (www.snaily.ch) mit den Schweizer Ehepaaren Christen und Heller.

Die ersten Mietboote kommen kanalaufwärts

Die ersten Mietboote kommen kanalaufwärts

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Zum Frühling gehören Wanderungen in der sattsam besungenen «erwachenden Natur» und eine solche Wanderung unternehmen wir auch mit französischen Freunden. Der Wanderleiter orientiert sich mit Hilfe eines fotokopierten Kartenausschnitts von nicht besonders beeindruckender Qualität. Die nach drei Marschstunden gestellte Frage, wo wir eigentlich seien, löst einen etwas ratlosen Blick aus. Es wäre gelogen, wenn wir behaupten würden, es sei uns so richtig wohl gewesen. Erstens schauen uns auch die Bäume ratlos an,…

Die Bäume schauen uns ratlos an

Die Bäume schauen uns ratlos an

…zweitens müssen wir ein unwegsames Hochmoor queren,…

Ein unwegsames Hochmoor

Ein unwegsames Hochmoor

…drittens ist eine Teilnehmerin am Ende ihrer Kräfte und viertens verschlechtert sich das Wetter zusehends. Christian als gelernter Infanterist nimmt die Sache schliesslich an die Hand und geht so lange in der Falllinie den Wald hinauf, bis er endlich den signalisierten Wanderweg quert. Es fallen diverse Steine von diversen Herzen…

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Aus dem Hafen laufen immer mehr Schiffe aus, auch die imposante «Liberté» von Xavier und Marie-Thérèse.

Die «Liberté» passt exakt in die Schleuse

Die «Liberté» passt exakt in die Schleuse

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Auch unsere Nachbarn Ruth und Terry mit ihrer «Verwisseling» gehen auf Fahrt. Hinter ihnen liegen wir und vor ihnen liegen «Agulhas» und «Pelican». Diese beiden Schiffe liegen im Päckchen und gehören Bob und Jacky.

Hier ist ein kleiner Exkurs vonnöten. Unsere Leser kennen die Beiden von unserem Bericht «Leben auf dem Schiff». Damals hatten sie «nur» ein Schiff, die «Agulhas», Im Laufe des letzten Sommers verliebten sie sich in ihr Nachbarschiff, die «Pelican», welche gerade zum Verkauf stand. Sie hatten es derart eilig mit dem Schiffskauf, dass sie gar nicht dazu kamen, zuerst «Agulhas» zu verkaufen, weshalb sie zumindest temporär, Besitzer zweier Schiffe sind. Das hat Bob in der Hafengemeinschaft den Spitznamen «Two Barge Bob» eingetragen.

Terrys Ablegemanöver, um wieder auf unsere eigentliche Geschichte zurückzukommen, ist – sagen wir es so – etwas eigenwillig. Jedenfalls fürchtet Two Barge Bob um seine neue «Pelican» und versucht, «Verwisseling» mit Hilfe eines Bootshakens von seiner kostbaren Neuerwerbung fernzuhalten.

Das Ablegemanöver von «Verwisseling»

Das Ablegemanöver von «Verwisseling»

Christian, der, von einer heiteren Ahnung getrieben, mit der Kamera in der Hand auf unserem Vorderdeck bereit steht, beobachtet interessiert, wie Two Barge Bob sich vorbeugt, weiter vorbeugt, immer mehr vorbeugt – bis er schliesslich aus dem Bild verschwindet.

Two Barge Bob beugt sich immer weiter vor...

Two Barge Bob beugt sich immer weiter vor…

Fotografieren ist hier natürlich erste Bürgerpflicht und Christian widersteht heroisch der Versuchung, Two Barge Bob aus dem Wasser zu ziehen, bevor er nicht ein paar schöne Bilder im Kasten (resp. auf der Speicherkarte) hat.

Das unfreiwillige Bad

Das unfreiwillige Bad

Erst wie Charlotte die Kamera übernimmt, kann zur Rettungsaktion geschritten werden. Da allesamt, der Rettling eingeschlossen, das Geschehen «great fun» finden, wird es wohl nichts mit einer Lebensrettermedaille.

Die dargebotene Hand

Die dargebotene Hand

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Zum Frühling gehört auch, dass wir unseren neuen Weber-Gasgrill ausprobieren. Schliesslich werden wir auch diese Fahrsaison wieder Gäste beherbergen.

Der neue Gasgrill im Test

Der neue Gasgrill im Test

Die Bordküche von «Kinette» hat dank Charlottes Kochkünsten einen sagenhaften Ruf und diesen gilt es gnadenlos zu verteidigen.

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Grilliert wird von der Hafengemeinschaft wie jeden Frühling und zwar ohne Rücksicht auf Verluste im Bassin von Artaix am Kanal zwischen Roanne und Digoin. Die einen sind per Schiff da, die andern per Auto und drei Unentwegte, unter ihnen Christian, fahren die 32 km hin (und nachher 32 km zurück nach Roanne) mit dem Velo.

Die Schiffe aus Roanne sind nach Artaix disloziert

Die Schiffe aus Roanne sind nach Artaix disloziert

Grillidyll in Artaix

Grillidyll in Artaix

Man sollte die nachfolgenden Fotos nicht mit leerem Magen betrachten!

Im Schlaraffenland

Im Schlaraffenland

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Nach unserer Planung laufen wir übrigens am 23. Mai aus Roanne aus und wollen dann die Route fahren, die wir im letzten Bericht vorgestellt haben. Bis dahin werden wir «Kinette» aussen einen neuen Farbanstrich verpassen.

5 Gedanken zu „Bericht 37, April 2008

  1. Liebe Charlotte, sali Christian,

    Wir möchten uns noch ganz herzlich bedanken für Eure Gastfreundschaft und die Bereitschaft zum Gespräch und die Geduld bei Fragen, die Ihr wohl schon Dutzende Male beantwortet habt. Für uns ist eben alles viel Neuland und vor lauter offener Fragen ist es manchmal schwierig, die richtigen zu stellen.
    Unsere Reise ins Burgund diente ja in erster Linie dem Sammeln von Erfahrungen und das haben wir auch ausgiebig gemacht und noch gleich vier weitere Schiffe angeschaut und dabei die ganze Bandbreite von unten bis oben ausgereizt. Es ist schon so, wie Ihr uns vorausgesagt habt: man muss wohl mit 60% Gefallen zufrieden sein. Fragt sich nur, was in den verbleibenden 40% verbleiben muss.
    Wir werden Euch über unsere weiteren Erlebnisse unterrichten und schicken für den Moment ganz herzliche Grüsse

    Matz und Hanruedi Sutter

  2. Liebe Charlotte, lieber Christian
    Wir grüssen Euch aus dem Glarnerland und wünschen frohe Fahrt.
    Christoph und Gerda

  3. Liebe Hubers und deren Fangemeinde
    Ich bin ein Bewunderer eurer Website und habe selber ein Wohnboot im Bau, also kein Umbau wie die meisten von euch Lesern. Mein Boot ist ein Solarwohnboot, relativ klein, aber umso feiner (ca. 12×3.20), jedoch völlig autonom von jeglicher ‚Fremdunterstützung‘ ausser der Sonne. Es ist ein Flachrumpfboot und ausser dem Prototypen das erste wirklich realisierte Boot dieser Art. In 2-3 Wochen wird es erstmals gewassert und getestet, und hoffentlich auch zugelassen gebaut in Polen, fertig gestellt in der Umgebung von Berlin,Prototyp gebaut von einem sagenhaften Tüftler in Singen am Bodensee, Jedrzej Gawlowski). Dann, nach meinem halbjährigen Fremdtripp in Ecuador in einer Indioschule, werde ich ‚meine Swan 2‘, sie ist für mich eine Lady und ähnelt ihr in der Form und im Gehabe, übernehmen und danach für meine weiteren guten Jahre, so Gott oder Neptun will, auf den Flüssen und Seen Europas verbringen und die oder den einen andere(n) von euch treffen unterwegs. Danke für die vielen guten Tipps auf eurern Homepages und den befreundeten Links. Sie sind sehr hilfreich für mich, einer seemännischen Banause, aber einem neugierigen Jungrentner, der sich allein in die grosse weite Fluss- und Seenwelt Europas wagen möchte. Dabei habe ich noch nicht mal meinen Bootsschein, aber ich bleibe dran. Immerhin habe ich die Theorie geschafft und bin an den ersten Fahrstunden. Mein Bootsbauer meinte sarkastisch, das spiele keine Rolle, die meisten Seeleute seien schlechte oder Nichtschwimmer: Und es gehe dann schneller, wenn es soweit sei. Ich wohne zwar seit langem am Untersee mit herrlicher Seesicht, habe jedoch ausser meinen Träumen mit dem Wasser nicht sooooo viel am Hut, weil auf dem Land aufgewachsen bin. Aber ich will ja eigentlich auf dem Wasser, nicht im Wasser leben.
    Schiff Ahoi für alle, die meinen Einsteigerbericht lesen und alle ‚alte Füchse‘, und ich freue mich drauf, auch zur ‚Familie‘ gehören zu dürfen. Und herzlichen Dank für eure Veröffentlichungen eurer Geschichten, sie lesen sich für mich wie Abenteurromane in meiner Jugendzeit, und sie sind sehr hilfreich für alle ‚Möchtegerns‘ und Träumer und für die paar, die es jedes Jahr wirklich schaffen.
    Einen guten Sommer und immer genug Wasser unter euren Kielen wünscht euch einer, den das alles nicht kümmern muss, weil er ein Flachrumpfboot mit nur 40 cm Tiefgang bekommt.
    Herzlichst, Beni Hug
    Bis bald mal wieder, Beni Hug

  4. Ein Hello der Kinette-Crew !
    Ich kenne Sie nicht persönlich. Trotzdem schmökere ich in regelmässigen Abständen auf Eurer Homepage. Es fasziniert mich immer wieder von neuem. Ihr macht es richtig. Geniesst es weiterhin so ! Ich wünsche Ihnen alles Gute. Schiff ohoi!
    Mit liebem Gruss
    Andreas Spühler

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