Bericht 48, Januar/Februar 2009

Winter auf dem Schiff

Weihnachten und Neujahr sowie einige Wochen vorher und nachher haben wir in der Schweiz verbracht. Eine intensive Zeit, Besuche bei Freunden, Verwandten und Bekannten, überschattet von einem Todesfall in der Familie und einem zweiten Todesfall im Freundeskreis. Freude und Trauer, Begrüssung und Abschied sind so nahe beieinander. Wir hätten gerne noch weitere Freunde und Bekannte getroffen, aber es hat nicht sollen sein.

Wir waren «zu Hause» in unserer kleinen Wohnung im Zürcher Oberland und kehren «nach Hause» zurück aufs Schiff. Bei unserer Rückkehr erwarten uns zwei Überraschungen. Thierry Fransquin, ein örtlicher Innendekorateur, hat die Polster unserer Sitzecke neu bezogen – das ist nicht überraschend –, aber er hat es wunderschön gemacht, und der neue Bezug ist sehr viel angenehmer als das Kunstleder vorher.

Die neu aufgepolsterte Sitzecke

Die neu aufgepolsterte Sitzecke

Die zweite Überraschung ist der Winter. Es ist nicht unser erster Winter auf dem Schiff, aber wir erleben ihn zum ersten Mal mit Eis und Schnee. Die tagelangen Minustemperaturen lassen das Hafenbecken zufrieren. Leider ist das Eis zu dünn, als dass wir zu Fuss unsere Nachbarn am gegenüberliegenden Quai auf direktem Weg erreichen könnten.

Die aufgehende Sonne spiegelt sich im Eis des Hafenbeckens

Die aufgehende Sonne spiegelt sich im Eis des Hafenbeckens

Später fällt auch noch Schnee. In dieser Gegend ist das eher ungewöhnlich.

Das Hafenbecken von Roanne im fröhlichen Schneetreiben

Das Hafenbecken von Roanne im fröhlichen Schneetreiben

Die Loire im Winterkleid

Die Loire im Winterkleid

Canal de Roanne à Digoin

Canal de Roanne à Digoin

Auf dem Schiff ist es wohlig warm, dank einer guten Isolation und unserer Zentralheizung. Einige Leser haben uns gebeten, etwas über Vor- und Nachteile von Zentralheizungen, Holzöfen und anderen Heizsystemen zu schreiben. Also denn!

Schiffe, die mehr oder weniger ganzjährig bewohnt sind, müssen über ein Heizsystem verfügen, welches das Schiff vor Frost bewahrt. Eis bringt bekanntlich Leitungen zum Platzen und die Schäden können dramatisch sein. Ideal ist eine Ölzentralheizung für die Grundversorgung.

Speziell für Schiffe gebauter Heizkessel mit Ölbrenner

Speziell für Schiffe gebauter Heizkessel mit Ölbrenner

Zur Ölzentralheizung gehören genügend Radiatoren, ein Thermostat mit Zeitschaltuhr sowie ein separater Heizöltank. Warmluftsysteme, wie man sie aus dem Camper-Bereich kennt, sind für den Winter-Dauerbetrieb nach unserem Dafürhalten weniger geeignet.

Damit man nicht vollständig von der Ölzentralheizung abhängig ist, empfiehlt sich ein zweites Heizsystem. Das kann entweder ein kleiner Dieselofen, ein Holzofen oder eine Elektroheizung sein.

Kleiner Dieselofen «Refleks» für die Übergangszeit

Kleiner Dieselofen «Refleks» für die Übergangszeit

Am gemütlichsten ist natürlich ein offenes oder zumindest sichtbares Holzfeuer.

Holzfeuerromantik auf der «Elisabeth»

Holzfeuerromantik auf der «Elisabeth»

Kanonenöfeli auf der «Eleonore»

Kanonenöfeli auf der «Eleonore»

Natürlich könnte man auch an einen Holzofen eine Zentralheizung anschliessen, aber es bleibt dann das Problem, wie man das Schiff heizt, wenn man ein paar Tage abwesend ist. Dann wäre es viel zu aufwendig, das Schiff winterklar zu machen. Als Hauptheizung gibt es deshalb zur Ölzentralheizung unseres Erachtens keine valable Alternative. Hingegen ist es bei der Zweitheizung Geschmacksache, welches System man bevorzugt. Ein Dieselöfeli ist zuverlässig und effizient, aber ein Holzöfeli gemütlicher. Allerdings sind Holzfeuerungen nicht in allen Häfen erlaubt. Namentlich in den Niederlanden kann man damit bös anbrennen.

***

Etwas Wehmut begleitet uns durch diesen Winter in Roanne, denn den nächsten Winter werden wir in den Niederlanden verbringen. Das letzte Mal wurde der Unterwasser-Anstrich des Schiffs im Spätherbst 2004 erneuert und es ist Zeit für einen neuen Anstrich sowie eine Inspektion durch unsere Schiffs-Versicherung.

Aber es ist überhaupt Zeit für einen Tapetenwechsel. Wir haben in Roanne, dieser liebenswerten Provinzstadt an der Loire, bereits so Fuss gefasst, dass wir Gefahr laufen, sesshaft zu werden: Wir sind im Telefonbuch, wir haben viele liebe Freunde nicht nur in der Hafengemeinschaft gefunden, sondern auch in der grossen Lions-Familie, die uns grosszügig aufgenommen hat, wir sind Mitglied im «Club Accueil et Amitié» von Renaison und wir werden in vielen örtlichen Läden als Stammkunden begrüsst. Aber: Wir haben kein Schiff gekauft, um dann doch wieder sesshaft zu werden. Partir, c’est toujours mourir un peu – das wird im Frühling auch für uns gelten.

Holland – Wasserland (Foto Rijkswaterstaat)

Holland – Wasserland (Foto Rijkswaterstaat)

Aber wir werden ja nur ein bisschen sterben, und viel grösser ist die Neugier darauf, was uns das Jahr in den Niederlanden bringt. Wir wissen allerdings jetzt schon, dass wir die französische Mentalität – «C’est strictement interdit, mais c’est toléré» – schmerzlich vermissen werden. Vermissen werden wir auch, neben unseren Freunden in Roanne, das französische Brot mit seiner herrlichen Kruste. Denn in Holland ist das Brot, Gott sei’s geklagt, sehr stark mit Watte verwandt und Charlotte hat schon mal vorsorglich einen Toaster gekauft. Deshalb, zum Trost, noch einmal ein Blick auf die grossartige Landschaft der niederländischen Wasserstrassen:

 

Die grossartige niederländische Wasserlandschaft (Foto Rijkswaterstaat)

Die grossartige niederländische Wasserlandschaft (Foto Rijkswaterstaat)

Ein Gedanke zu „Bericht 48, Januar/Februar 2009

  1. Hoi zäme
    Bin immer wieder auf Eurer Seite. Ist fast schade, dass ich noch soooooo lange arbeiten muss. Würde mich am liebsten anschliessen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
    Alles gute und toi toi toi und natürlich eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
    Es Grüessli Ueli u. Dorothea

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