Bericht 39, Juni 2008

Roanne – Paray-le-Monial

(Canal de Roanne à Digoin, Canal du Centre; 70 km, 14 Schleusen)

In Montchanin wenden wir und fahren die gleiche Strecke zurück nach Roanne, wo der dortige Lions Club sein fünfzigjähriges Bestehen feiert. Weil Christian ja während seiner Abwesenheit im heimatlichen Lions Club Zürich-Altstadt nicht aktiv mitmachen kann, hat er eben in dieser Zeit im Lions Club Roanne mitgemacht. Dort hat er sich in den letzten zwei Wintern so gut integriert, dass er im Festprogramm als «membre associé» figuriert – einen Status, den es eigentlich gar nicht gibt. Aber die Geste ist unglaublich nett! Unvergesslicher Höhepunkt ist die witzige und frei gehaltene Kurzansprache des 90jährigen Gründungspräsidenten René Margotton.

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Nach dem Festbankett am Samstagabend legen wir am Sonntagnachmittag in Roanne ab. Der Zufall will es, dass der Präsident des Lions Club Roanne, Michaël Bittner, mit seiner Frau Anne sowie deutschen Lions-Freunden aus Reutlingen und aus Pirna winkend am Kanalufer stehen – sie sind auf der Rückfahrt vom Mittagessen in einem Restaurant am Loire-Ufer.

Zufällige Begegnung mit dem Lions-Präsidenten am Kanal

Zufällige Begegnung mit dem Lions-Präsidenten am Kanal

Die Nacht verbringen wir völlig ungestört an einem wilden Liegeplatz in der Nähe von Artaix.

Ein Schifflein steht im Walde...

Ein Schifflein steht im Walde…

Auf der Weiterfahrt stellen wir einmal mehr fest, in welch jämmerlichem Zustand sich der Abschnitt des Canal de Roanne à Digoin bei Bonnand befindet. Die Befestigung der Uferzone ist schon lange wegerodiert und Bisamratten durchlöchern den Damm zwischen dem Kanal und der tiefer liegenden Loire, der an manchen Stellen nur noch etwa zwei Meter breit ist. Die Katastrophe ist programmiert. Die Hafengemeinschaft in Roanne hat der zuständigen Behörde einen Brief samt Fotos und 29 Unterschriften geschickt, aber wer sich aus der Schweiz oder anderen Ländern gewöhnt ist, dass bei Eingaben an Behörden als absolutes Minimum wenigstens der Eingang bestätigt wird, kennt Frankreich nicht.

Der Dammbruch ist programmiert

Der Dammbruch ist programmiert

Aber lassen wir das und wenden wir uns dem Treffen der Barge Association (DBA) in Paray-le-Monial zu.

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Anfangs Januar fassten Christian und Kathinka, die mit ihrem Mann Scott ebenfalls in Roanne überwinterte, den Auftrag, vom 19. bis 22. Juni für die DBA ein Schiffstreffen in Paray-le-Monial am Canal du Centre zu organisieren. Kathinka kennt Mary (auch sie eine Schiffersfrau in Roanne), Marie kennt Nathalie (eine Einwohnerin von Paray-le-Monial) und deren Schwester ist die Freundin des Chef des services techniques und derselbe ist auch zuständig für den Hafen. Mit seiner uneingeschränkten Unterstützung machen die Verhandlungen mit Traiteurs, Zeltvermietern, dem Office de Tourisme, Weinhändlern und Chocolatiers (für Degustationen!) richtig Spass. Und wie dann auch das Wetter (endlich!!!) mitmacht, herrscht allenthalben eitel Minne.

Beim Rekognoszieren im Winter sah es noch so aus...

Beim Rekognoszieren im Winter sah es noch so aus…

...und ein halbes Jahr später so!

…und ein halbes Jahr später so!

Der Anblick der 17 beflaggten und herausgeputzten Schiff lässt jedem Schiffsliebhaber das Herz im Leibe hüpfen.

Der Traiteur posiert stolz vor einem seiner Kunstwerke

Der Traiteur posiert stolz vor einem seiner Kunstwerke

Schiffe im «Päckchen»

Schiffe im «Päckchen»

Vier ehrwürdige und alte, aber gut erhaltene Stahlschiffe

Vier ehrwürdige und alte, aber gut erhaltene Stahlschiffe

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Die beflaggten Schiffe im Hafen ziehen viele Schaulustige im Hafen an, bald erscheint auch die Presse und wir schaffen es sogar auf die Titelseite der regionalen Sonntagszeitung!

Auf der Titelseite der regionalen Sonntagszeitung

Auf der Titelseite der regionalen Sonntagszeitung

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Wo so viele Schiffe beieinander sind, lohnt es sich, mit einem Diesellieferanten zumindest einmal über den Preis zu verhandeln. Nach längerem Feilschen einigen wir uns auf den Preis, den auch der Supermarkt an der Tanksäule verlangt. Das ist sozusagen ein Schnäppchen, weil wir dafür den Diesel frei an Bord haben.

Diesellieferung frei an Bord

Diesellieferung frei an Bord

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Velos oder Scooter haben die meisten Wohnbootbesitzer an Bord. Einige haben auch ein Auto, das sie jeweils nachziehen. In der gehobeneren Komfortklasse führt man, wie Roger und Louise auf «The River», das Auto auf dem Achterdeck mit.

Das Auto auf dem Achterdeck

Das Auto auf dem Achterdeck

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Was Christian als leidenschaftlichem Fotografen fehlt, ist eine Totalaufnahme des DBA-Treffens. Aber das scheint fast unmöglich. Fast – denn während einer Siesta im Schatten eines Baumes springt er wie von einer Tarantel gestochen auf. Er hat hoch über dem Baum einen Elektriker erblickt, der mittels einer hydraulischen Plattform Flutlichter für eine andere Veranstaltung montiert. Die Frage, ob er ihn mit hinauf nehme, beantwortet der Elektriker dahingehend, er sei «désolé», aber sein Patron würde das nie erlauben. Christian lässt nicht so schnell locker. Wo denn der Patron sei? Ja, der sei da unten. Ein freundliches Gespräch mit dem Patron und dieser hat plötzlich nichts mehr einzuwenden. Der Elektriker macht sich einen Spass daraus, die Plattform zur vollen Höhe auszufahren – wohl, um Christians Schwindelfreiheit zu testen. Oben meint er, der Patron werde wohl langsam alt, früher hätte der «Alte» das nämlich nie erlaubt.

In schwindelnder Höhe

In schwindelnder Höhe

Das Ding schwankt bedenklich und Christian getraut sich kaum zu atmen, geschweige denn abzudrücken. Aber das Resultat lohnt das etwas mulmige Gefühl, das er – wie er freimütig zugibt – hoch oben verspürt hat.

Das DBA-Treffen aus der Vogelschau

Das DBA-Treffen aus der Vogelschau

Ein Gedanke zu „Bericht 39, Juni 2008

  1. Grüessech mitenander! Am 23. Juni haben wir (mit dem Fahrrad unterwegs) uns in Paray-le-Monial am Quai kurz kennengelernt. Inzwischen sind unsere Wohnwagenferien zu Ende und wieder zu Hause, schauten wir auf Eurer Homepage nach, was Ihr alles so unternommen habt. Eindrücklich. Auch die schönen Fotos haben uns gefallen. Wir wünschen weiterhin gute Fahrten, viele schöne Erlebnisse und viel Spass. Mit freundlichem Gruss vom Thunersee!

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