Bericht 59, November 2009

Gorinchem

In der Schweiz kommt der Samichlaus exakt am 6. Dezember, weder vorher noch nachher. Ausser er ist für ein Betriebsfest oder den Kegelabend aufgeboten, dann darf es auch ein paar Tage vor- oder nachher sein. In den Niederlanden ist man mit Sinterklaas, wie er hier heisst, nicht so kleinlich. «Sint» – so wird er liebevoll abgekürzt – kommt ab Mitte November.

Der Samichlaus fährt per Schiff ein

Der Samichlaus fährt per Schiff ein

Sinterklaas stammt, so will es die holländische Legende, aus Spanien, wird vom «Zwarte Piet», dem Schwarzen Peter also, begleitet und verteilt ein Gebäck an die Kinder, das aussieht wie Hundeguetzli. Wir haben uns aber davon überzeugt, dass es keine Hundeguetzli sind, sondern eine Art Pfeffernüsse. Sinterklaas zieht, wie es sich in den Niederlanden gehört, mit seinem Gefolge per Schiff ein. Die Kulisse ist eindrücklich: Hunderte von Kindern, teils selbst als kleine Samichläusli verkleidet, drängen sich am Quai.

Für Samichlaus-Nachwuchs ist gesorgt

Für Samichlaus-Nachwuchs ist gesorgt

Hier kommt Sinterklaas mit einem klassischen Dampfschlepperchen, das eindrückliche Töne von sich gibt. Offensichtlich nimmt es das Schiffchen nicht übel, dass man es vorübergehend auf «Spanien» umgetauft hat, denn es lässt sich im kleinen Hafenbecken klaglos an den Quai manövrieren.

Es giesst wie aus Kübeln

Es giesst wie aus Kübeln

Dass es wie aus Kübeln schüttet, vermag niemanden zu erschüttern. Gutes Wetter ist um diese Jahreszeit hierzulande ohnehin Glückssache.

Zurück bleibt Samichlausens Sack

Zurück bleibt Samichlausens Sack

So richtig streng haben es Sinterklaas und Zwarte Piet allerdings erst am 5. Dezember, am Abend vor Sinterklaas‘ Geburtstag. Die Kinder haben Schuhe beim Kamin bereit gemacht und der Schwarze Peter – daher sein Name – kriecht durch den Schornstein und füllt die Socken mit Geschenken. In den Niederlanden werden an Sinterklaas für insgesamt 450 Millionen Euro Geschenke gekauft und dann ist ja noch Weihnachten. Wenn das die Wirtschaft nicht ankurbelt!

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Wenig später scheint wieder die Sonne und die Feuerwehrveteranen fahren mit einer liebevoll restaurierten, dampfbetriebenen Feuerwehrspritze durch das Städtchen.

Die alte Feuerwehrspritze

Die alte Feuerwehrspritze

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Seit wir hier liegen, geben sich Freunde und Bekannte die Klinke in die Hand. Die einen wollen aus erster Hand Auskunft darüber, was wir alles verändern mussten, um das Binnenschifffahrtszertifikat zu erhalten, die andern sind einfach sonst gerade in der Nähe und dann sind da noch unsere Schiffsnachbarn Karen und Barry aus Roanne, die mit dem Auto in Holland unterwegs sind und bei uns hereinschauen.

Wir zeigen ihnen zuerst das Städtchen und wandern dann ans Rheinufer, wo gerade die Rheinfelden aus Basel Richtung Rotterdam unterwegs ist. Ein bisschen Heimweh kommt da schon auf…

Die «Rheinfelden» aus Basel

Die «Rheinfelden» aus Basel

Zu ihrem grossen Entzücken bekocht Christian unsere Gäste mit seiner nachgerade europaweit bekannten Original Schweizer Käsefondue – möglich gemacht durch die Käsehändlerin in der Nähe, welche Appenzeller, Gruyère, Vacherin Fribourgeois und Reblochon führt. Womit Christians Geheimrezept wenigstens zum Teil nicht mehr geheim ist.

Unsere Roanner Nachbarn Karen und Barry von der MS Eleonore

Unsere Roanner Nachbarn Karen und Barry von der MS Eleonore

Natürlich gibt es vor, während und nach der Fondue reichlich Hafenklatsch aus Roanne und Schifferlatein aus ganz Europa, und es ist ganz selbstverständlich, dass Karen und Barry in unserer Gästekajüte übernachten. Sie bedanken sich mit einem Gedicht im Gästebuch auf dieser Homepage:

What do we do when we sorely miss
Our dear Roanne neighbors who are Swiss?

We take a car ‚cross canal and sluice
To a town in Holland we can’t pronounce!

Down twisting lanes we spy at last
The good ship Kinette, with a brand new mast.

Yes, we would travel many a mile
Just to see Charlotte’s great smile.

You gave us a cabin with our own loo
And Chris made the world’s best fondue!

Now it’s back to France,
But we don’t shed a tear,
‚Cause we hope you’ll be back
In Roanne the next year.

Nach der Fondue unternehmen wir noch einen Verdauungsspaziergang zum Rhein, der sich während einer ganz kurzen Regenpause in der untergehenden Sonne von seiner schönsten Seite zeigt.

Sonnenuntergang am Rhein

Sonnenuntergang am Rhein

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Ach ja, vom holländischen November-Wetter haben wir noch nicht gesprochen. Sie lachen ja schon schadenfroh. Zu Unrecht! Das Wetter ist nämlich sehr abwechslungsreich. Mal regnet es stark, mal regnet es sehr stark und manchmal nieselt es nur. Im Kino nebenan läuft grad der Weltuntergangsfilm 2012. Etwa so ist das Wetter…

Mal regnet es mehr, mal regnet es weniger...

Mal regnet es mehr, mal regnet es weniger…

In der holländischen Presse erscheinen jedenfalls Artikel mit Ratschlägen, was man erfolgreich gegen Depression und Niedergeschlagenheit unternehmen kann. Aber keine Sorge, wir sind weit von solchen Gemütszuständen entfernt! Das Wetter eignet sich hervorragend, um in aller Ruhe den Bericht Nummer 59 zu schreiben…

 

Willkommene Regentage

Willkommene Regentage

2 Gedanken zu „Bericht 59, November 2009

  1. Herzlichen dank für ihren interessanten,informativen, zum teil ironischen ,farbigen reisebericht.
    Wir wünschen ihnen auch fürs neue jahr ,viel energie beim berichteschreiben . Zum voraus herzlichen dank.
    Fürs neue jahr wünschen wir ihnen einen guten rutsch, (ich weiss zwar nicht ob man mit dem schiff auch rutschen kann???)
    mit herzlichen grüssen
    rolf und heidi duttli

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