Bericht 143, August 2017

Wolfsburg – Wittingen – Bad Bevensen – Mölln – Lübeck

(Mittellandkanal, Elbe-Seitenkanal, Elbe, Elbe-Lübeck-Kanal, Trave; 200 km; 9 Schleusen, ein Hebewerk)

Wolfsburg – Lübeck (Karte ©PC Navigo)

Wolfsburg – Lübeck (Karte ©PC Navigo)

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Sohn, Schwiegertochter und Enkel sind wohlbehalten von Bord, mit dem direkten ICE ab Wolfsburg zurück in die Schweiz gereist, die Wassertanks des Schiffs sind wieder voll, Kühlschränke und die Stauräume für Lebensmittel ebenso – das Schiff (und wir) sind bereit für Tochter, Enkelin (6½) und Enkel (3½).

Mit dem Rollband zum «phaeno»

Mit dem Rollband zum «phaeno»

Nach der langen Bahnfahrt mit dem Nachtzug Zürich–Berlin ist «Action für die Kids» angesagt. Da hat sich doch das «phaeno» sozusagen phänomenal bewährt. Auf zum «phaeno»!

Im Wolfsburger «phaeno»

Im Wolfsburger «phaeno»

Im Wolfsburger «phaeno»

Im Wolfsburger «phaeno»

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Die Reise von Wolfsburg nach Lübeck wird in zweifacher Hinsicht eine Herausforderung werden: Erstens zwei kleine Kinder an Bord und zweitens eine verhältnismässig lange Fahrstrecke von 200 Kilometer in acht Tagen. Kinder in diesem Alter – diese Erfahrung machten wir schon früher – finden ein Schiff und das ganze Drum und Dran aufregend, das Fahren selbst aber langweilig.

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Opa Kapitän hat für die Jungmannschaft drei eiserne Regeln aufgestellt: Nie allein an Deck, dort immer mit Rettungsweste und immer eine Hand am Handlauf. Diese Regeln gelangen erstmals in der Schleuse Sülfeld am Mittellandkanal, kurz nach Wolfsburg, zur Anwendung.

In der Schleuse Sülfeld

In der Schleuse Sülfeld

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Gästelieger in Wittingen

Gästelieger in Wittingen

Für die erste Übernachtung legen wir im Yachthafen der Wittinger Sporthafengemeinschaft an. Hafenmeister Schulz und sein Stellvertreter Schulze – tönt wie aus «Tim und Struppi»! – haben uns am langen Gästesteg einen Liegeplatz freigehalten. Für die Kinder steht ein grosszügiger Spielplatz bereit, auf welchem sie sich nach der sechsstündigen Fahrt austoben können. Der Hafen selbst ist sehr gepflegt, die Sanitäranlagen mehr als nur grosszügig und das Restaurant können wir ohne weiteres empfehlen.

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Die zweite Tagesetappe ist mit 41 km, einer Schleuse und fünf Fahrstunden (inklusive Wartezeit vor der Schleuse) einigermassen kinderfreundlich. Höhepunkt ist die imposante Schleuse Uelzen mit ihren zwei Kammern von je 190 Meter Länge, 12 Meter Breite und einem Hub von sage und schreibe 23 Meter. Das Schleusen selbst ist dank der Schwimm­poller einfach.

Wir fahren hinter dem Frachtschiff «Niedersachsen 11» und vor einer kleinen Motoryacht in die gefüllte Schleuse ein. Während wir langsam hinunterschleusen, wachsen die Seiten­wände der Schleuse immer höher empor. das Frachtschiff vor und die Motoryacht hinter uns wirken immer kleiner.

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Ziel dieser Tagesetappe ist Bad Bevensen. Am Kanal selbst befindet sich eine mehrere hundert Meter lange Liegestelle für die Berufsschifffahrt, daran anschliessend eine kurze Kade für Kleinfahrzeuge und unmittelbar dahinter, in einer Einbuchtung eine längere Liegestelle für Sportfahrzeuge. Wir vertäuen das Schiff wie immer ganz am Ende der um diese Zeit – es ist kurz nach Mittag – noch leeren Kade der Berufsschifffahrt.

Während Christian seine «Standardprozeduren nach Fahrt» im Maschinenraum abarbeitet, nimmt Charlotte ihre Grossmutterpflichten (oder doch eher Grossmutterfreuden) wahr und spaziert mit den Kindern Richtung Städtchen. Bad Bevensen ist anerkannter Kurort und bietet unter anderem ein Sole-Thermalbad mit mehreren Becken bis zu 34° C Wasser­temperatur im Freien und in der Halle. Wesentlich interessanter für die Kinder ist ein kleiner Spielplatz, wo sie ihre überschüssigen Energien loswerden können.

Am Heck einer gepflegten Motoryacht am Sportbootanleger flattert eine Schweizerfahne. Es ist die «Sapere Aude» von Ludwig und Greth Ryser, die wir schon seit vielen Jahren kennen und denen wir auf dem Wasser schon mehrfach begegnet sind. Sie sind auf dem Weg zurück nach Friesland.

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Der linke Trog ist unten, der rechte Trog oben

Der linke Trog ist unten, der rechte Trog oben

Zwischen Bad Bevensen und der Elbe liegen 38 m Höhenunterschied, welche mit dem Schiffshebewerk Lüneburg in Scharnebeck überwunden werden. Dieses Hebewerk verfügt über zwei Tröge von je 100 m Länge und 12 m Breite. Die meisten der hier verkehrenden Frachtschiffe sind um die 80 m lang, füllen also einen Trog ganz allein. Das kann für die Sportschifffahrt lange Wartezeiten bedeuten. Aber das Glück lächelt uns in Gestalt eines Ausflugsschiffes von rund 25 m Länge. Es kommt von Lauenburg an der Elbe her, fährt mit den Ausflüglern im Schiffshebewerk nach oben, wendet im Vorhafen und fährt in den «Abwärtstrog» ein. Das hat uns der Schleusenwärter über Funk angekündigt und wir können hinter dem Ausflugsschiff in den Trog fahren. In nur 15 Minuten geht es nach unten. Von der Elbe trennen uns nur noch wenige Kilometer.

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Vom Elbe-Seitenkanal auf die Elbe hinaus

Vom Elbe-Seitenkanal auf die Elbe hinaus

Auf der Elbe stromaufwärts nach Lauenburg

Auf der Elbe stromaufwärts nach Lauenburg

Lauenburg

Lauenburg

Wir fahren fünf Kilometer auf der Elbe stromaufwärts bis zur Schleuse Lauenburg, welche am Anfang des Elbe-Lübeck-Kanal liegt. Bis Lübeck sind es noch rund 67 km und (mit Lauenburg) sieben Schleusen. Nach Lauenburg passieren wir die Schleuse Witzeeze, bis wir vor dem Till Eulenspiegel-Städtchen Mölln an einem idyllischen Liegeplatz an einer Holzspundwand anlegen. Die heutige Etappe war mit knapp 70 km nicht ausgesprochen kinderfreundlich. Allerdings überstehen die Kinder die lange Fahrt, ohne dabei seelischen Schaden zu nehmen. Der zur Kindertagesstätte umfunktionierte Salon sowie – eigentlich entgegen unseren Grundsätzen – die immerhin kindergerechte DVD «Wolkenkinder» helfen den Erdenkindern über die lange Fahrt hinweg.

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Weil wir gut im Zeitplan liegen und wir den ruhigen Liegeplatz samt Spielwiese ganz für uns allein haben, schalten wir einen Ruhetag ein. Diesen benützen wir für einen Ausflug mit dem Taxi nach Mölln.

Till Eulenspiegel in Mölln

Till Eulenspiegel in Mölln

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Schleuse im Elbe-Lübeck-Kanal

Schleuse im Elbe-Lübeck-Kanal

Der Lübecker Dom in Sicht

Der Lübecker Dom in Sicht

Die Fahrt von Mölln nach Lübeck ist dank fünf Schleusen und den beiden historischen Hubbrücken in Lübeck kurzweilig. In Lübeck geniessen wir Gastrecht im Museumshafen an der Untertrave.

Die beiden historischen Hubbrücken von Lübeck

Die beiden historischen Hubbrücken von Lübeck

Einlaufen in den Hansahafen

Einlaufen in den Hansahafen

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Der Hansahafen einst...

Der Hansahafen einst…

...auf der Ansichtskarte...

…auf der Ansichtskarte…

...und heute

…und heute

Das ist eine der schönsten Seiten unseres Lebens auf einem Wohnschiff: Wir liegen in Gehdistanz zur Altstadt, wohnen in unserer eigenen Wohnung und können uns für die prachtvolle Hansestadt Lübeck einen ganzen Monat Zeit nehmen.

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Liegt man in Lübeck, darf ein Ausflug zur Mündung der Trave in die Ostsee, nämlich nach Travemünde, nicht fehlen. Für unsere Enkel sind Sandstrand und Ostsee ein weiterer Höhepunkt dieser Reise.

Aus dem Logbuch:

  • Wolfsburg. Wolfsburg verfügt über einen Yachthafen an der Nordseite des Mittellandkanals sowie eine Schiffsliegestelle für Schiffe über 20 m an der Südseite des MLK beim Bahnhof (Direkte Züge nach Berlin, Amsterdam und Interlaken-Ost). Am Westende der Kade Liegeplätze für etwa drei Yachten. An der langen Kade Stromzapfstellen (Wertkarte). In Wolfsburg selbst alle Einkaufsmöglichkeiten. Gastronomisch können wir nichts empfehlen. Liebhaber von Döner-, Thai- und China-Fast-Food kommen hingegen voll auf ihre Rechnung.
  • Wittingen. Yachthafen der Wittinger Sporthafengemeinschaft. Gästeliegeplätze mit Strom und Wasser. Grosszügige Sanitäranlagen. Waschmaschine und Trockner. Gut geführtes Restaurant. Kinderspielplatz.
  • Bad Bevensen. Lange Kade für die Berufsschifffahrt mit einigen Stromzapfstellen(Wertkarte). Daran anschliessend Liegeplätze für einige wenige Kleinfahrzeuge. Dahinter Liegeplätze für Sportboote, allerdings ohne Einrichtungen. Bad Bevensen ist anerkannter Kurort und bietet unter anderem ein Sole-Thermalbad mit mehreren Becken bis zu 34° C Wassertemperatur im Freien und in der Halle. In Gehdistanz von den Liegeplätzen ein EDEKA.
  • Mölln. Liegeplätze für Motoryachten beim WSV Mölln im Ziegelsee. Hübsches Städtchen, bekannt von der Till-Eulenspiegel-Geschichte. Die üblichen Einkaufsmöglichkeiten.
  • Lübeck. Die alte Hansestadt ist eine der schönsten Städte Norddeutschlands. Liegemöglichkeiten in mehreren Yachthäfen. Neu für Motor- und Segelyachten ist der Hansahafen an der Untertrave. Für Traditionsschiffe Liegemöglichkeit im Museumshafen vor oder hinter der historischen Drehbrücke. Alle Einkaufsmöglichkeiten einer Stadt. Angaben zu kulturellen und sonstigen Sehenswürdigkeiten finden sich in den üblichen Reiseführern.

Ein Gedanke zu „Bericht 143, August 2017

  1. Grüezi Herr Huber
    Wie recht Sie hatten, der Suchtfaktor hat sich bei mir breitgemacht:
    Der Internetauftritt ist ein ebenbürtiger Blickfang zum eigentlichen Objekt.
    Yes, she is a beauty 🙂
    Ganz herzliche Grüsse aus dem Züri Oberland an die Trave!
    Ihr Augenarzt Markus Holdt

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